Es gibt Momente auf unserer kleinen Farm in Portugal, da frage ich mich, wie wir so lange ohne Hühner leben konnten. Für uns sind sie definitiv mehr als nur Eierlieferanten. Diese quirligen kleinen Mini Dinos haben sich in den vergangenen Jahren zu den wahren Helden unseres Alltags entwickelt. Sie sind ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Projekts: den Waldgarten.
Alles begann mit der Vision, einen üppigen, nachhaltigen Waldgarten anzulegen. Ein Garten, in dem Obstbäume, Beerensträucher und andere nützliche Pflanzen im Einklang miteinander gedeihen können. Aber, wie das bei Visionen so ist, gab es anfangs mehr Fragen als Antworten. Eine davon: Wie schaffen wir es, den Boden so vorzubereiten, dass die Bäume gut wachsen können und gleichzeitig genug Nährstoffe zur Verfügung stehen? Genauer – wie schaffen wir es jede Menge Kompost zu produzieren? Die Lösung? Unsere Hühner!
Die Entdeckung: Hühner als Helfer beim Kompostieren
Ganz ehrlich, zu Beginn haben wir nicht geahnt, wie sehr uns die Hühner bei diesem Prozess helfen würden. Wir hatten zwar schon viel von den Vorteilen der Hühnerhaltung erlebt, aber nie so richtig realisiert, wie essenziell ihre Rolle beim Kompostieren und der Bodenverbesserung sein würde. Doch dann, beim Beobachten, wie sie durch den Garten scharrten, kam der Aha-Moment. Sie bevorzugten es, immer beim Eselmist zu scharren. Dabei lockerten sie die Erde auf und pickten alles heraus. Diese kleinen Helfer waren genau das, was wir brauchten um uns das mühevolle Wenden des Komposts zu ersparen! Warum also nicht den Komposthaufen als festen Bestandteil des Hühnerstalls konzipieren?
Stall und Kompostieranlage in einem
Also, beschlossen wir, unseren Komposthaufen so zu gestalten, dass er nicht nur die Abfälle aus dem Garten aufnimmt, sondern auch den natürlichen Kreislauf unterstützt, den die Hühner in Gang setzen. Es ist tatsächlich ein ziemlich einfacher, aber effektiver Prozess, den wir mittlerweile fast automatisch durchführen. Unsere Hühner wohnen auf dem Komposthaufen. Unser erster experimenteller Stall, wurde aus allem gebaut, das uns gerade zur Verfügung stand. Wir starteten mit dem Plan es nach und nach zu optimieren und irgendwann in eine hübsche und ausgefeilte Variante einzutauschen. Die Hühner verrichten ihr Geschäft nachts direkt auf den Komposthaufen, was uns das misten erspart und gleichzeitig den Kompost anreichert.
Unser Kompost: Eine Mischung aus Eselmist, Gartenabfällen und Stroh mit der Geheimzutat: Hühner – und zwar reichlich davon!
Unser Kompost besteht aus einer ausgewogenen Mischung, die wir beim Ansetzen sorgfältig in drei Teile aufteilen:
- 1/3 Eselmist – Der Mist unserer Esel ist der perfekte Ausgangspunkt für einen nährstoffreichen Kompost. Er ist nicht nur vollgepackt mit wichtigen Nährstoffen wie Stickstoff, sondern lässt sich auch wunderbar mit anderen Materialien kombinieren. Zudem müssen wir uns keine Gedanken über Entsorgung machen, wie das oft üblich ist.
- 1/3 frische Gartenabfälle – Frisches Schnittgut, Gemüseabfälle oder unbrauchbare Pflanzenreste – all das landet bei uns im Kompost. Das sorgt für eine gute Mischung aus grünen, stickstoffreichen Materialien. Diese sind für die Zersetzung des gesamten Haufens entscheidend und bietet den Hühnern ordentlich Anreiz.
- 1/3 trockenes Stroh – Und hier kommen die Hühner ins Spiel. Das Stroh, das wir unter ihrem Stall verstreuen, wird von ihnen fleißig durch ihren Kot angereichert. Sobald sie das Stroh „bearbeitet“ haben, ist es ein wertvolles Material, das perfekt in den Kompost passt. Es dient auch dazu die feuchte Masse aufzulockern und eine gute Belüftung zu gewährleisten.
Diese Mischung aus frischen Abfällen, Eselmist und Stroh wird von unseren Hühnern auf ihre ganz eigene Art bearbeitet. Sie picken nicht nur die Gartenabfälle auseinander, sondern vermischen sie auch mit ihrem eigenen Mist, was den Kompostprozess erheblich beschleunigt. Und während sie eifrig an der Zersetzung arbeiten, sorgt ihr Scharren dafür, dass der Haufen regelmäßig umgeschichtet und gelüftet wird. Fast ohne unser Zutun. Das ganze ist in ein 3 Kammer System aufgeteilt, damit der Kompost auch Ruhezeit bekommt und unsere fleißigen helfer immer frische Anregung in der ersten Kammer finden. Sie lieben es!
Pflanzenkohle für den Wasserspeicher
Ein weiterer wichtiger Bestandteil unseres Komposts ist Pflanzenkohle, die wir selbst herstellen. In den heißen Sommermonaten in Portugal ist es entscheidend, dass der Boden genug Wasser speichern kann. SO bringen wir die Obstbäume gut durch die Trockenperiode. Pflanzenkohle hat die erstaunliche Fähigkeit, Wasser zu speichern und nach und nach an den Boden abzugeben. Eine perfekte Lösung für die extremen Bedingungen hier. Durch das Hinzufügen von Pflanzenkohle in unseren Kompost können wir nicht nur die Nährstoffe besser speichern, sondern auch sicherstellen, dass unser Boden widerstandsfähiger gegenüber den langen, heißen Sommern wird. Auch für die Hühner ist die Kohle eine sinnvolle Nahrungsergänzung.
Wir stellen die Pflanzenkohle selbst her, indem wir Holzreste aus unserem Garten verbrennen und ablöschen. Diese Kohlenstückchen geben wir dann regelmäßig in den Kompost. Eine weitere Schicht, die hilft, die Bodenstruktur zu verbessern und die Wasserhaltefähigkeit zu steigern.
Unsere Hühner: Die wahren Helden des Komposts
Aber das Herzstück des Ganzen bleibt unsere Hühnertruppe. Jeden Tag läuft unser Sohn mit einem Lächeln im Gesicht zu ihnen. Er bringt frisches Futter, füttert sie und beobachtet, wie sie sich durch den Komposthaufen scharren. Für ihn sind die Hühner nicht nur Tiere, die Arbeit erledigen. Sie sind Freunde, kleine Persönlichkeiten, die er mit Liebe pflegt und umsorgt. Wenn er sie ruft, kommen sie direkt zu ihm. Unsere Hühner sind immer auf der Suche nach einem kleinen Snack oder einem Moment der Aufmerksamkeit. Und für die Hühner? Für sie ist der Komposthaufen das Highlight! Ich war nie freund davon Hühner in einem Gehege zu halten. Da hier aber reichlich Räuber unterwegs sind und sich die Hühnerschar auch nicht so gut in den Baumscheiben macht, mussten sie eingezäunt werden. Mit dem Ergebnis, dass sie mit dem Komposthaufen über glücklich sind.
Es sind diese alltäglichen Momente, die das Leben auf der Farm so besonders machen. Wenn wir einen neuen Kompost ansetzen, dann ist es mehr als nur Arbeit. Es ist ein Teil des natürlichen Kreislaufs, den wir hier gemeinsam schaffen. Ein Kreislauf, der von unseren Hühnern, unserem Sohn und uns selbst getragen wird und dabei wiederum reichlich neue Pflanzen ihren Platz in unserem entstehend Waldgarten finden.
Fazit: Ein Garten voller Leben
Wer hätte gedacht, dass Hühner so viel mehr sind als nur kleine Eierlieferanten? Sie haben uns gezeigt, wie wir Abfälle in wertvolle Ressourcen verwandeln können. Wie wir den Boden mit natürlichen Mitteln verbessern und wie wir in Harmonie mit der Natur leben können. Ihr Beitrag zum Kompost ist ein echtes Geschenk. Es lässt unseren neu entstehenden Waldgarten gedeihen. Dabei zaubern sie uns ständig ein Lächeln ins Gesicht! Tatsächlich bin ich in Deutschland immer erstaunt, wie viel täglich in einem normalen Haushalt aufwendig und kostenintensiv entsorgt wird. Dabei könnte bereits eine kleine Hühnertruppe so einen Mehrwert auf allen Ebenen schenken.
Wer weiß – vielleicht inspirieren uns die Hühner auch zu noch vielen weiteren Ideen. Aber für heute bleibt nur eines zu sagen: Wir sind unglaublich dankbar, diese quirligen Helfer an unserer Seite zu haben!
Du bist dran
Die letzten Jahre waren für uns eine intensive Selbstfindungsreise. Gepaart mit den vielen Aufgaben auf unserer Farm und der Vollzeitbetreuung unseres Sohnes mehr als nur ein „Fulltimejob“. Daher möchten wir die passenden Leute finden, die uns hier besuchen und zur Hand gehen. Wenn du dich angesprochen fühlst, melde dich bei mir. Wir freuen uns dich kennen zu lernen!
Alles Liebe Deine Kerstin